Die Orgel in der Evangelischen Kirche Köndringen

 

 
Hauptwerk:

Hohlflöte 4'
Gedackt 8'
Gamba 8'
Principal 8'
Bourdon 16'
Mixtur 2 2/3
Octav 2'
Octav 4'
 

Rückpositiv:

Flautino 2´
Traversflöte 4'
Liebl. Gedackt 8'
Salicional 8´
Aeoline 8´
Fugara 4'
Geigen-Principal 8'

 

Pedal:

Violoncello 8´
Choralbaß 4´
Stillgedackt 16´
Subbaß 16´
Violonbaß 16´
Octavbaß 8'

 

Koppeln:

Ped. Kopplung - 1. Manual
Man. Kopplung 1. - 2. Manual

Collectiv Zug Forte

 

 


     
 

Geschichte zu den Köndringer Kirchenorgeln

 

Seit wann gibt es in Köndringen eine Orgel?

Wann in der Köndringer (Vorgänger-) Kirche eine Orgel aufgestellt wurde ist nicht bekannt. Aus den vorhandenen Akten, bzw. Bauplänen ist lediglich ersichtlich, dass diese seit dem Umbau der Kirche im Jahre 1710 ihren Platz auf der Empore über dem Eingang hatte.
Die ersten schriftlichen Unterlagen sind aus dem Jahre 1767. Am Osterdienstag jenes Jahres beauftragten Vogt Andreas Enderlin und Stabhalter Hanß Michel Engler namens der Gemeinde den Orgelmacher Ambrosius Ronzonj und dessen Gehilfen Martin Lindner, die „in ziemlichen Abgang gekommene Orgel zu reparieren und zu vergrößern“. Repariert wurden für 200 Gulden die Windlade und die vorhandenen Blasbälge, außerdem wurden vorhandene Register aus Holz durch solche aus Zinn ersetzt und ein vierter Blasebalg eingesetzt.

 

Straßburger Orgelbauer Silbermann

Der berühmte Straßburger Orgelbauer Johann Andreas Silbermann arbeitete im Jahre 1780 an der Orgel in Riegel, und erkundigte sich dabei auch über die Orgeln in den Nachbargemeinden. Über die Orgel in Köndringen schrieb er später: „die soll klingen, als wann volle Bauern singen thäten.“ Ein schlechtes Zeugnis stellt er dem damaligen Köndringer Pfarrer und Kirchenrat Nikolaus Christian Sander aus: „Er hat gezeigt, dass er kein guter Orgel-Rath ist.“

 

Reparaturen 1794 und 1808

Weitere Reparaturen waren laut Akten in den Jahren 1794 und 1808 notwendig, unter anderem waren die Zungen-Register unbrauchbar geworden. Am 12. Juni 1810 heißt dann in einem Schreiben der Gemeinde an das Oberamt in Emmendingen: „Auf Einmal aber ließ der H. Schulmeister die Orgel stehen und Erklärte, Es sei gar nichts mehr damit anzufangen.“

 

Kauf einer neuen Stieffel-Orgel 1818

Der Kauf einer neuen Orgel für 933 Gulden wurde zwar am 25. Mai 1812 vom Oberkirchenrat in Karlsruhe genehmigt, gleichzeitig aber wurde die Gemeinde vom Oberamt angewiesen, zuerst die vorhandenen Schulden abzuzahlen. Und so dauerte es noch einmal sechs Jahre, bis Pfarrer Johann Bartholomeß, Vogt Nierle und Stabhalter Engler der Orgelbauerfirma Gebrüder Stieffel in Rastatt den Auftrag zum Bau und zur Lieferung einer neuen Orgel erteilen konnten, vorausgesetzt, das Flageolet (altes Holzblasinstrument) werde durch ein „Cromhorn“ (Krummhorn) ersetzt.
Das Instrument wurde im Juli 1819 geliefert und kostete 1480 Gulden und 49 Kreuzer. Es war offensichtlich so hervorragend gebaut, dass außer der regelmäßigen Reinigung und Stimmung keine Reparaturen notwendig waren.

 

Einbau der Orgel in die neue Kirche

Im Jahre 1862 wurde die Orgel in der alten Kirche abgebaut und 1865 in der neuen Kirche wieder aufgestellt. Für die neue und größere Kirche war das Volumen zu gering, doch es fehlte wieder das liebe Geld.

 

Eine größere Weigle-Orgel für die neue Kirche

Bei einer Bereisung machte der Orgelbaucommissar Andreas Barner (1835-1910) aus Karlsruhe im Jahre 1882 den Vorschlag, die Stieffel-Orgel durch ein Instrument mit zwei Manualen und 16 Registern zu ersetzen. Die Versammlung der Kirchengemeinde hielt den Vorschlag für berechtigt, der Gemeinderat bewilligte am 17. November 1882 einen Zuschuss von 3.000 Mark mit der Anmerkung: „ wobei wir nicht unterlassen können zu bemerken, dass die Notwendigkeit der Anschaffung als Dringlichkeit nicht erachtet wurde.“
Unter sieben Bewerbern erhielt die Firma Carl G.  Weigle in Stuttgart wegen des „schöneren Gehäuses“ (siehe unten) den Zuschlag. Geliefert wurde die Weigle-Orgel im März 1884 zum Preis von rund 6.500 Mark und einer Garantiezeit von zehn Jahren. Die Stieffel-Orgel wurde für 700  Mark nach Wagenstadt verkauft. Am 3. Februar 1882 wurde in Köndringen auf ihr zum letzten Mal gespielt.
Über die neue Orgel schrieb Andreas Barner am 13. März 1884: „Der Unterzeichnete constatiert hiermit, dass dieses Werk eines der besten kleineren Werke ist, die er in den letzten Jahren kennen zu lernen Gelegenheit hatte“. Im September 1895 ergänzte er: „... die schönste und beste Orgel der Diöcese Emmendingen“.

 

 

Weltkriege und Diebstahl 1951

Das hinderte die Obrigkeit nicht daran, im April 1917 für die Rüstung die Zinnprospektpfeifen mit einem Gewicht von 277 kg ausbauen zu lassen. Dafür wurden 1.780,10 Mark vergütet. Den Zweiten Weltkrieg überstand die Orgel ohne Schäden und Verluste, dafür wurde 1951 eine größere Anzahl Pfeifen gestohlen. Die Wiederherstellung erfolgte im gleichen Jahr.

 

Sparsame Renovierung 1984

Bei der Renovierung der Kirche 1983/84 wurde das Instrument teilweise abgebaut und das als überflüssig (!) erachtete Register Aeoline ausgebaut. Dass hier am falschen Platz gespart worden war, zeigte sich in den folgenden Jahren bei  Konzerten, unter anderem mit dem damaligen Bezirkskantor Thilo Frank und der Dozentin für Orgelmusik an der Sibelius-Akademie in Finnland, Jaana Ikonen, die am 17. Oktober 1991 auf ihrer Konzertreise durch Deutschland in Köndringen gastierte.

 

Wiederherstellung 2002

Als vor zehn Jahren die Orgel restauriert werden musste entschied sich der Kirchengemeinderat dafür, den historischen Zustand wieder herstellen lassen. Damit beauftragt wurde die Orgelbau Lenter GmbH in Ludwigsburg die als einzige Bewerberin Referenzen über die Restaurierung romantischer Orgeln verlegen konnte. Die Arbeiten dauerten vier Monate. Dabei wurden 200 alte Pfeifen ausgebaut und durch neue ersetzt, die nach historischen Vorbildern rekonstruiert worden waren. Außerdem wurden das Pedalwerk gereinigt, Risse an der Windanlage geschlossen und eingeknickte Pfeifenfüße repariert. Die Kosten beliefen sich auf rund 14.300 Euro.
Die renovierte Orgel hat zwei Manuale, 24 Register und  1188 Pfeifen in Größen von zehn Millimetern bis zu mehr als dreieinhalb Metern. Die wichtigsten Stimmen sind die Prinzipale, Flöten sowie die Streichinstrumente Aeoline, Gambe und Violine.

Text mit freundlicher Genehmigung
@ Siegfried Peter / Angelika Thein. Herzlichen Dank!