Oldie


Kater Tom Tom (17)

Viele Katzenbesitzer merken gar nicht, dass ihre Katze schon ziemlich alt ist. Das liegt daran, dass Senilität wenig Einfluss auf den Appetit der Katze hat. Da sie weiterhin gierig und mit der üblichen Energie frisst, nimmt man an, sie sei immer noch jung. Aber es gibt bestimmte verräterische Zeichen des Alterns. Beim Springen und beim Putzen sind die ersten typischen Alterserscheinungen festzustellen, und zwar haben beide den gleichen Ursprung. Im Alter werden die Gelenke der Katze steifer und das führt zu langsameren Bewegungen. Es wird für sie immer schwieriger, auf einen Stuhl, einen Tisch oder - außerhalb des Hauses - auf eine Mauer zu springen.

Sehr alte Katzen muss man sogar auf ihren Lieblingssessel heben. Mit dem Verlust der Biegsamkeit des Körpers junger Katzen wird es für das ältere Tier auch immer schwieriger, den Nacken zu wenden, um die weniger gut erreichbaren Teile des Fells zu putzen. An diesen Körperstellen fängt das Fell nun an, struppig und ungepflegt auszusehen und in diesem Stadium ist es eine große Hilfe, wenn der Besitzer bei der Fellpflege sanft nachhilft.

Doch nicht nur der Körper der älteren Katze wird starrer, sie wird es auch in ihren Gewohnheiten. Ihre tägliche Routine wird immer gleichförmiger und Neuheiten, die sie früher vielleicht mit großem Interesse aufgenommen hätte, verursachen jetzt ernsthafte Probleme. Die Idee, ein junges Kätzchen zu kaufen, um die alte Katze aufzumuntern, bringt nichts. Es stört nur den Tagesrhythmus des älteren Tiers. Noch traumatischer verläuft ein Umzug für sie. Die freundlichste und schonendste Art, mit einer alten Katze umzugehen, besteht deshalb darin, soweit wie möglich an dem einmal eingeführten Tagesablauf festzuhalten, allerdings mit einwenig physischer Unterstützung zusätzlich, wo sie erforderlich zu sein scheint.

Das Leben außerhalb des Hauses ist für eine alte Katze voller Gefahren. Auseinandersetzungen mit jüngeren Rivalen enden nun fast immer mit einer Niederlage für sie, deshalb ist es notwendig, eventuelle Verfolgungsjagden sorgfältig zu beobachten.

Glücklicherweise ereignen sich solche gravierenden Veränderungen im Leben der meisten Katzen erst sehr spät. Menschen leiden ungefähr das ganze letzte Drittel ihres Lebens unter Alterserscheinungen, bei Katzen ist es für gewöhnlich nur im letzten Zehntel der Fall. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei etwa 12-15 Jahren. Einige Katzenkenner setzen sie etwas höher an, aber es ist nicht möglich, sie genau festzulegen, weil die Bedingungen der Katzenhaltung zu stark variieren. Die allgemeine Richtschnur sieht so aus: Ein normales Katzenleben dauert etwa neun bis fünfzehn Jahre; der altersbedingte Abbau sollte nur im letzten Lebensjahr spürbar sein.

Es gab schon viel Streit über das Rekordalter gezähmter Katzen und erstaunliche Zahlen wurden genannt: zum Beispiel ein Alter von 43 Jahren. Die höchste gesicherte Lebensspanne einer Katze betrug jedoch 36 Jahre und zwar handelte es sich um eine Tabbykatze namens Puss, die von 1903 bis 1939 lebte. Das ist sehr ungewöhnlich und extrem selten. Ernsthafte Bemühungen, über zwanzig Jahre alte Katzen in Großbritannien und den USA aufzuspüren, brachte nicht mehr als eine Handvoll glaubhafter Fälle ans Licht.

Eine Katze mit einer rekordbrechenden Lebensspanne hat deshalb mit höchster Wahrscheinlichkeit einen äußerst dubiosen Stammbaum, ist aber dennoch ein außerordentlich geliebtes und umsorgtes Hauskätzchen. Für ein solches Tier ist ein Lebensalter von fünfzehn oder zwanzig Jahren kein zu hochgestecktes Ziel.

Seltsam ist sicher auch, dass die Lebensehrwartung der Katzen viel höher ist als die von Hunden. Der absolute Rekord für einen Hund liegt bei 29 Jahren, also sieben Jahre unter dem nachweislichen Höchstalter einer Katze. In Anbetracht dessen, dass größere Tiere im allgemeinen länger leben als kleine, muss man also sagen, dass hier eine Umkehr der Zahlen vorliegt.

Es gibt in dieser Beziehung auch noch eine Art Wiedergutmachung für Kater, die durch Kastration verstümmelt wurden, denn diese haben eine deutlich höhere Lebenserwartung als unkastrierte. Die Gründe dafür scheinen darin zu liegen, dass sie in weniger gefährliche Raufereien mit Rivalen verwickelt werden und dass sie auch in gewisser Weise gegenüber Infektionen widerstandsfähiger sind. Eine sorgfältige Studie ergab, dass kastrierte Kater eine um drei Jahre höhere Lebenserwartung haben als unkastrierte.